Die Bibliothek des Alten Testaments

Hat man die Grundlagen der Originalsprache erst einmal gemeistert, kann man eintauchen in die wunderschöne Bibliothek des Alten Testaments oder Tanachs. Der Begriff Tanach ist ein hebräisches bat.jpgKunstwort und steht für den Pentateuch (Torah), die Propheten (Nevi’im) und die Schriften (Ketuvim), was die Gesamtheit des Kanons der hebräischen Bibel umfasst. Es gibt einige Debatten darüber, wie die genaue Anzahl der Bücher in diesem zu fassen ist und man findet Antworten, die von 22 bis hin zu 39 reichen, aber das hat nur mit der Zählung und Zuordnung zu tun. Der eigentliche Inhalt bleibt derselbe.


Wenn man sich mit den Büchern beschäftigt, deren komplette Entstehungszeit grobe 700 Jahre umfassen mag, findet man verschiedenste Genres vor, wie Erzähltexte, Lieder, Gedichte, Weisheitsliteratur, Gebete und historische Aufzeichnungen, um nur einige zu nennen. Es wäre also weit gefehlt, zu behaupten, dass es sich beim Alten Testament – oder der Bibel generell – um ein einziges Buch handeln würde. Es ist vielmehr eine sehr lange und sorgsam tradierte Sammlung von Schriftstücken, die sich mit einer vergangenen Lebenswirklichkeit und der Auseinandersetzung mit Gott und Glaube in dieser auseinandersetzt.


Die heutige Biblia Hebraica, mit der wir arbeiten, beruht auf dem Codex Leningradensis (Codex L), der um das Jahr 1000 n. u. Z. verfasst wurde und den vokalisierten Text der Masoreten enthält. Bei den Masoreten handelte es sich um jüdische Schriftgelehrte, die ab ca. 600 n. u. Z. den bis dahin ausschließlich als reine Konsonantenschrift bekannte Text mit Vokalzeichen, Akzenten und Fehlermarkierungen versahen – und noch heute setzen wir uns durch die Biblia Hebraica mit ihrer Arbeit auseinander.


In ihrem Umfang, ihrer Fülle, ihrer Tradierungsgeschichte, ihrem Alter und ihrer Sprachkunst kann man die Bibel nur als Weltliteratur bezeichnen und ich freue mich darauf, mit euch die Schönheit des Alten Testaments in all seiner Komplexität zu entdecken!